Interview mit der grünen Jugend Osnabrück

 

Was macht eine Jugendorganisation einer Partei?

 

Viele glauben, dass die Jugendorganisation einer Partei ein Sprungbrett für die Leute ist, die nachher in die Politik gehen wollen, und das ist bei der grünen Jugend wahrscheinlich ein bisschen weniger ausgeprägt. Wir sind schon ziemlich eigenständig und haben zu fast allen Themen eine eigene Position, die sich auch von denen der Mutterpartei unterscheidet, stehen ihnen aber nahe, was jedoch auch von Gruppe zu Gruppe variiert. Wir sind dafür da, die Position der jüngeren Leute zu vertreten. Bei uns darf man Mitglied bis 27 sein, was z.B. bei anderen Jugendorganisationen anders ist. Wir versuchen, im Prinzip die jüngeren Leute zu vertreten und die Abgeordneten oder Politiker der Partei auf diese Position aufmerksam zu machen.

 

Wie sind Sie zu dieser Jugendorganisation der Partei gekommen?

 

Ich bin seit Anfang 2008 dabei und hatte damals das Gefühl, ich müsste was für die Umwelt tun und mich ein bisschen engagieren. Dann habe ich geguckt, welche Organisation mir am ehesten zusagt. Damals bin ich auch in die Partei der Grünen eingetreten und dachte, dass es dann auch sinnvoll ist, mich bei der Grünen Jugend zu engagieren, bin dann aber irgendwann wieder aus der Partei ausgetreten, weil ich mit manchen von deren Punkten nicht einverstanden war. Ich finde auch, dass wir seitdem die Grüne Jugend hier ganz gut aufgebaut haben. Wir sind jetzt 15 Mitglieder, die mehr oder weniger aktiv sind.
Ich würde sagen, dass mir einfach wichtig war, mich irgendwie zu engagieren.
Das hätte ich auch in der NGO, der Nicht-Regierungsorganisation, machen können, aber mir standen damals die Grünen doch näher.

 

Wieso ist ihre Partei/Jugendorganisation gut?

 

Es ist ja gerade das Thema, was auch in Jahrzehnten noch präsent sein wird, dass die Umwelt immer weiter zerstört wird. Wir setzen uns dafür ein, dass die Energie hundert Prozent erneuerbar erzeugt wird und zwar so bald wie möglich. Wir sind gegen Ausgrenzung von anderen Leuten und bei uns kann jeder mitmachen, der diese Position teilt. Des weiteren legen wir sehr viel wert darauf, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind.
Viele Leute versuchen auch, ihre Sprache so anzupassen, dass niemand diskriminiert wird, sodass manche dann statt z.B. ‘Mann’ ‘Mensch’ sagen, damit Männer und Frauen gleichermaßen damit angesprochen werden.
Wir versuchen, unsere Ernährung so weit wie möglich ‘tierleidfrei’ zu gestalten, d.h. , dass für unsere Ernährung keine Tiere leiden müssen. Es wird auch z.B. auf Bundeskongressen oder Landesmitgliederversammlungen vegan gekocht. Wir sind auch anti-rassistisch…usw.., na ja, nicht anti-Alles (Lachen). Wir sind für Vieles, aber auch gegen Einiges und ich glaub, das merkt man auch.

 

Haben Sie andere Ziele als die Partei?

 

Ja, gerade, was z.B. die Ernährung angeht, ist die Grüne Jugend mit ihrer Meinung schon radikaler. Die Grünen sind für die Abschaffung von Massentierhaltung im ökologischen Landbau und wir sind für die völlige Abschaffung der Milch- und Fleischproduktion.
Die Grüne Jugend ist an sich etwas linker als die Partei, gerade in Wirtschaftsfragen.
Wir sind für die Abschaffung des Kapitalismus und die Partei ist eher für eine Umwandlung des Kapitalismus, also dass z.B. umweltfreundlicher produziert wird.

 

Was sind ihre Ziele im Bezug auf die Kommunalwahlen?

 

ich muss ganz ehrlich sagen, wir als Grüne Jugend Osnabrück haben es ein bisschen verpasst, uns in den Kommunalwahlkampf zu stürzen. Die anderen Jugendorganisationen der Parteien haben alle die Erstwähler angeschrieben und haben sie aufgefordert, wählen zu gehen, und das haben wir ein bisschen verpasst, worüber ich mich jetzt auch im Nachhinein ärgere. Ich hoffe einfach, dass die Mutterpartei viele Stimmen bekommt. Wir setzen uns dafür ein, dass die Leute überhaupt wählen gehen. Wir haben Sticker entworfen, mit denen wir die Leute auffordern, wählen zu gehen, mit einem Link zu unserer Homepage und erklären dann, warum es wichtig ist, diese Stimme nicht zu verschenken. Ich hoffe, dass so viele Leute wie möglich die Grünen wählen.

Zwischenfrage: Es waren ja gerade Wahlen, bei denen die Grünen ihr Ziel erreicht haben und ganz gut abgeschnitten haben, sogar in einem Bundesland stärkste Partei sind.
Glaubst du, das ist ein allgemeiner Trend?

Ich denke auf jeden Fall, dass das ein allgemeiner Trend ist, da immer mehr Leute erkennen, dass einerseits diese Probleme vom Klimawandel erkennbar werden; andererseits sehen sie auch, wie die aktuelle Regierung oder auch die Landesregierungen, die ja häufig von der CDU geführt werden, mit dieser Krise umgegangen sind. Ich denke, das erkennen jetzt immer mehr Leute und es darum auch in der Zukunft immer mehr Grün regierte Länder geben wird.

 

Gibt es ein Ziel, das ihnen sehr am Herzen liegt?

 

Auf Osnabrück bezogen liegt mir besonders am Herzen, dass solche Freiräume, wie z.B. die Petersburg, wo jetzt die Verträge auslaufen und die demnächst geschlossen werden soll. Das Gebäude soll abgerissen werden. Mir liegt persönlich sehr am Herzen, dass solche Freiräume erhalten bleiben, wo sich Leute auch abseits des kulturellen Betriebs, der auch für Erwachsene gemacht wird, sich irgendwie ausdrücken können. Dort sind Räume, wo Bands proben können und so was alles.

Im Allgemeinen liegt mir am Herzen, dass wir weniger und dafür bewusster konsumieren und auch, dass die Leute nachhaltig produzieren und fair produzierte Sachen kaufen, die dann auch länger halten, sodass sie nicht alle paar Monate ne neue Jeans oder ein neues T-Shirt kaufen, sondern schon Sachen kaufen, die länger halten.

 

Was erhoffen Sie sich von der Wahl?

 

Wie gesagt, ich hoffe, dass das Bündnis 90/Die Grünen so viele Stimmen wie möglich bekommt, weil es wichtig ist, dass wir in die Regierung kommen, hier in Osnabrück, oder dass es wenigstens eine starke Opposition gibt, die auch Grüne Themen vertritt. Am besten wäre es natürlich, wenn die Grünen irgendwie an der Regierung hier in Osnabrück beteiligt sind.

Glaubst du das ist realistisch?

Ich weiß nicht, wie die Ergebnisse bei der letzten Landtagswahl waren, weil ich mich da noch nicht so viel mit Politik auseinander gesetzt habe. Wenn man jetzt sieht, wie viel z.B. die FDP in Mecklenburg-Vorpommern verloren hat, wo ja niemand mit gerechnet hätte, dass die nicht ins Parlament einziehen, bin ich der Meinung, dass es auch hier in Osnabrück eine Überraschung geben könnte, dass ein Regierungswechsel zu Stande kommt.

 

Was ist ihre Aufgabe als Jugendorganisation bei der Wahl?

 

Wir versuchen Erstwähler, also Leute, die 16, 17, 18 sind, dazu zu motivieren, wählen zu gehen, weil es die erste Wahl ist, bei der sie überhaupt wählen dürfen, und wir unterstützen die Partei, so gut es geht, beim Wahlkampf. Natürlich versuchen wir auch im Freundeskreis, die Grünen unter die Leute zu bringen.

 

 

Haben Sie Kontakt zu den Abgeordneten der Partei?

 

Ja, das ist ja hier das Grüne Zentrum. Da läuft man immer irgendwem über den Weg. Es wird in Zukunft sicherlich auch noch mehr Kontakt sein. Im Moment ist der Kontakt ein bisschen eingeschlafen, da wir uns erst mal selbst entwickeln wollen und nicht immer mit denen in einen Topf geworfen werden wollen, aber ich denke, wir werden wieder mehr Kontakt zur Partei haben.

 

Was würden Sie machen, wenn Sie 1 Million Euro gewinnen würden?

 

Das ist eine wirklich schwierige Frage. Ich würde wahrscheinlich einen Großteil spenden und dann soviel für mich behalten, dass ich nicht mehr davon abhängig wäre, einen Job zu verrichten, bei dem ich viel Geld verdiene, sondern wo ich mich wirklich verwirklichen kann und der mir Spaß macht.
Dann würde ich mir vielleicht ein ökologisches Haus bauen oder einen Bauwagen, den ich mir dann ausbauen könnte. Und ich würde vielleicht auch viele Sachen ausprobieren, zu denen ich zurzeit vielleicht nicht in der Lage bin. Vielleicht eine Lehre machen, wo man lernt, wie man Gärtner ist oder sein eigenes Gemüse anbaut. Ich würde versuchen, so wenig energieintensiv wie möglich zu leben.

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Die grüne Jugend trifft sich einmal pro Woche im grünen Zentrum (Große Straße 55). Für genauere Infos schaut auf der Website vorbei: www.gruenejugendos.de

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