Fridays for Future – die Wiederkehr

Die globale “Fridays for Future”-Bewegung hat seit ihrer Gründung in 2018 eine Zeit lang an jedem Freitag Demonstrationen von Schülern und Studenten gegen die mangelhafte Politik der Regierungen vieler Länder zur Bekämpfung des Klimawandels organisiert. Über ein Jahr wurden die Proteste fortgesetzt und bekamen viel mediale Aufmerksamkeit. Wegen der Kontaktbeschränkungen als Antwort auf die weltweite Corona-Pandemie mussten die wöchentlichen Großveranstaltungen allerdings im Frühjahr 2020 eingestellt werden, infolgedessen verlegten die Köpfe der Vereinigung ihre öffentlichen Kritiken und Vorschläge in die sozialen Medien wie Twitter. Nun, da im September die Maßnahmen zur Bekämpfung von Covid-19 so gut wie überall zurückgefahren werden, ging es am Freitag, den 25.09.2020, und dem folgenden Samstag mit zwei weltweiten Großveranstaltungen wieder los.

“Das Klima wartet nicht, bis Corona weg ist”, hieß es in den letzten Monaten oft. Streiks konnten zwar nicht mehr stattfinden, weniger notwendig wurde Handeln gegen das Voranschreiten des Klimawandels deshalb jedoch nicht. Zu Beginn der Pandemie wurde auch noch angenommen, dass sie sich letztendlich positiv auf das Klima auswirken würde, da während der Lockdowns weniger Autos fuhren, Waren verschifft wurden, Kurz- und Fernreisen mit dem Flugzeug angetreten wurden, etc. Neuere Entwicklungen wie der hohe Anstieg in Stromverbrauch stellen dies aber wieder infrage, auch die politische Antwort, durch die Hersteller von Verbrenner-Autos und Fluggesellschaften große Geldmengen bekommen, um ihre Verluste auszugleichen, sorgte für einen Aufschrei.
Zusammengefasst ist das Thema Klimawandel also weiterhin relevant und die Entscheidungen der Regierung in dieser Hinsicht trotz der lang andauernden Demonstrationen nicht zufriedenstellend für die Aktivisten. Ihre Antwort darauf ist deshalb, die globalen Streiks überall, wo es möglich ist, fortzuführen, bis die Politik auf ihre Forderungen für klimafreundliche Lösungen der aktuellen Probleme reagiert. Wichtig dabei ist den Schülern und Studenten sowie den übrigen Teilnehmern, sich an alle Hygienekonzepte wie Maskenpflicht und Mindestabstand zu halten, damit ihre Veranstaltung kein Risiko für die Gesundheit der Teilnehmer darstellt.

Nicht überall werden die Demonstrationen bereits wieder erlaubt. An vielen Orten herrschen immer noch Kontaktsperren, die Großveranstaltungen unmöglich machen, zum Beispiel in München. Trotz großer Schnittmenge zwischen denen, die den Klimawandel ernst nehmen, und denen, die Covid-19 ernst nehmen, waren allein in Deutschland am Freitag gemäß ersten Zahlen rund 200.000 Menschen an 450 Standorten auf der Straße. In Berlin waren es etwa 21.000, in Köln 10.000, weitere Zahlen werden noch ermittelt. Es sind auch in den nächsten Wochen wieder regelmäßige Streiks vorgesehen.
Die Reaktion der Regierungen in den meisten Ländern ist immer noch weit entfernt von dem, was die Demonstranten sich wünschen, die hohen Teilnehmerzahlen werden nicht ernst genommen. Viele kleinen Schritte, die zur Bekämpfung des Klimawandels genommen werden, scheinen mehr das Ziel zu haben, die Öffentlichkeit zufrieden zu stellen, anstatt tatsächlich etwas Bedeutsames für die Umwelt zu tun. Daher ist die größte Wirkung der Bewegung noch nicht, dass ihre Forderungen in politische Maßnahmen umgewandelt wurden, sondern stattdessen, dass bei Wahlen Parteien und Kandidaten, die harten Kampf gegen den Klimawandel versprechen, Stimmen von so ziemlich jedem Konkurrenten gewinnen. Dies zahlt sich vor allem für die Grünen aus, ebenso aber für Kleinparteien wie die PARTEI oder Volt Europa.

Es ist auch nicht die erste Demonstration seit Corona gewesen, viele haben im Vergleich dazu die Querdenker-Veranstaltung erwähnt, welche vor einigen Wochen in Berlin Menschen auf die Straße rief, um gegen die laut den Teilnehmern zu strengen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu protestieren. Bei diesen Protesten kam es auch zu Ausschreitungen, Problemen mit der Polizei und einem erfolglosen Versuch, das Parlamentsgebäude zu betreten. Im Gegensatz dazu ging die Fridays for Future-Demo friedlich vonstatten, an die Vorschriften wurde sich größtenteils gehalten. Die Teilnehmerzahl in Berlin ist dabei nur etwas größer als die des vorangegangenen Streiks, letzterer hatte aber keine so großen Veranstaltungsorte außerhalb der Hauptstadt und bleibt darum insgesamt an Interesse der Menschen doch weit zurück.

Ob diese Demonstrationen den Klimawandel nun genauso wieder ins Gespräch bringen wie die Kritiker der Corona-Maßnahmen ihre Ansicht ins Gespräch gebracht haben, bleibt noch abzuwarten, gerade die Antwort der Regierung steht noch aus. Peter Altmaier, aktueller Bundesminister für Wirtschaft und Energie von der CDU, hatte auf Twitter im Vorhinein beteuert, wie wichtig und dringend das Thema sei, konkrete Handlungen zu ergreifen oder anzukündigen fiel ihm allerdings doch zu schwer. So steht fest, der Klimawandel wird noch wesentlich länger als Covid-19 Probleme erzeugen, und wesentlich schwerere Folgen haben. Solange dies nicht ernst genug genommen wird, um Maßnahmen zu beschließen, die zur Eindämmung der Folgen ausreichen, ist damit zu rechnen, dass auch die Schulstreiks von Fridays for Future fortgesetzt werden.

 

 

Bildquelle: Foto von Jonas Michalowski

Justin Löwe

Ich bin seit inzwischen neun Jahren als Jugendreporter unterwegs, stand schon mehrmals in der NOZ und möchte hier den Leuten mit möglichst hochwertigen Berichten die Interessen der jüngeren Generation näherbringen.

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